Vera Isler - Begegnung in einer veränderten Welt

11. Dezember 2022 –
29. Januar
2023

Einzelausstellung mit Vera Isler

11.12.2022 bis 29.1.2023
(wegen der Feiertage geschlossen vom 19.12. bis und mit 5.1.2023)

Öffnungszeiten:
Fr 16-19 Uhr
Sa-So 13-17 Uhr
und auf Anfrage: balzerart@gmail.com

Vernissage: 11.12.2022, 13-17h
Lesung/Gespräch: 15.12.2022, 18.30h, mit der Autorin Miriam Kutz (Tel Aviv) zum Thema Portraits in Kunst und Literatur. Moderation: Alexandra Stäheli, Literaturwissenschaftlerin und Autorin
Rundgang: 15.01.2023, 15h, Rundgang durch die Ausstellung mit Isabel Balzer
Rundgang: 22.1. um 14h
Screening: 22.01.2023, 15h, Screening von «Vera Isler: Augenblitz bitte!», Diskussion und Apéro
Rundgang: 29.1. um 14h
Finissage: 29.1.2023, 13-17h

Die in Berlin geborene polnisch-schweizerische Künstlerin Vera Isler (1931-2015) hinterlässt ein komplexes, vielfältiges und eigenwilliges Oeuvre. Sie war eine inspirierende und enthusiastische Künstlerin, die sich erfolgreich ihre sehr individuelle künstlerische und persönliche Bildsprache autodidaktisch erarbeitet hat. Islers künstlerische Praxis umfasst fast fünf Jahrzehnte. In den 1960er Jahren begann sie mit Textilien und Wandteppichen, bevor sie zu wissenschaftlich-technischem Arbeiten mit Karton, Holz, Beton, Blei, Keramik und Druckgrafik überging. Mitte der 80er Jahre gab sie alles für ihre letzte und erfolgreichste Karriere in der Fotografie auf. Isler war leidenschaftlich auf der Suche nach spannenden und ungewöhnlichen Motiven. Sie war mit ihrem Gespür für Randthemen oft ihrer Zeit voraus. Sie setzte sich über journalistische Konventionen hinweg und fand immer ihren eigenen, gelegentlich auch unkonventionellen Weg, ihre Entdeckungen zu veröffentlichen. Bekannt wurde sie aber vor allem durch ihre Porträts internationaler Künstler:innen (1984-2003), die sie in gleichnamigen Ausstellungen und Publikationen präsentierte («Face to Face I und II» und «Rollenwechsel»).

Diese Ausstellung gibt einen Einblick in das Gesamtwerk Vera Islers. Zu sehen sind Arbeiten aus allen Schaffensperioden, inklusive Originalfotografien. Diese Fotografien werden nicht dokumentatorisch aufgearbeitet und präsentiert, sondern sie sollen ihre eigene künstlerischen Wirkung auf die Betrachter:innen erzielen. Zusätzlich gibt die Ausstellung einen Einblick in die Erschliessung des Nachlasses und dessen Aufarbeitung im Archiv; Fotoalben, Kataloge und Ordner können von den Besucher:innen angeschaut werden.

Über Vera Isler

Schon als Kind interessierte sich Isler für Kunst, absolvierte aber aus wirtschaftlichen Gründen eine Ausbildung zur Medizinal-Laborantin. In den 1960er Jahren begann sie, künstlerisch zu arbeiten. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, zeigte in vielen internationalen Institutionen und konnte zahlreiche Sammler:innen für ihre Arbeiten begeistern.

Vera Islers Kindheit ist von Tragödie und Not geprägt. Mit ihren beiden Schwestern wurde sie 1936 von Berlin in die Schweiz geschickt, um der Naziherrschaft zu entfliehen. Ihre Eltern beantragten erfolglos ein Einwanderungsvisum in die Vereinigten Staaten und wurden 1942 von den Nazis im Vernichtungslager Bełżec (Polen) ermordet.

Erst in den späteren Lebensjahren setzte sich Isler mit ihrer Biographie und ihrem jüdischen Erbe auseinander; sie nannte das «Spurensuche.» Eine grosse Zäsur war 1998 die Brustkrebs-Diagnose. Isler bestand auf einer Amputation beider Brüste. 2000 veröffentlichte sie ihre Biografie «Auch ich». Ihre Familiengeschichte und ihr Engagement für das neue Jüdische Museum in Berlin führten sie 2002 nach Polen. Im selben Jahr erschien der Film «Where are the ashes of my parents? Polen: Auschwitz-Birkenau - Bełżec, Spurensuche“). 2011 erschien «Einen Augenblitz, bitte!», ein Dokumentarfilm über ihr Leben.

Über das Oeuvre

Durch das künstlerische Werk von Vera Isler führt kein roter Faden im traditionellen bildwissenschaftlichen Sinn. In den 60er Jahren arbeitete sie mit Textilien; grafische und abstrakte Muster kennzeichneten ihre visuelle Handschrift. Tagsüber als Medizinal-Laborantin tätig und für die Familie sorgend, verbrachte sie die Abend- und Nachtstunden mit dem Entwerfen und Anfertigen ihrer geknüpften Tapisserien. Zuerst mit Aquarellfarben auf Papier entworfen, sind die Arbeiten von einer diversen Formensprache geprägt und bleiben hochaktuell.

Islers frühe konkrete Arbeiten aus den späten 60er und 70er Jahren sind intermedial ausgerichtet und bewegten sich immer an der Grenze zur Dreidimensionalität. Ihre Experimentierlust und Interesse für Technik und Fortschritt spiegeln sich in der Materialvielfalt und den neuen Methoden der Bildherstellung wider. In ihren sogenannten „Programmierungen“ verwendet sie als Gestaltungsmittel technische und industrielle Werkstoffe wie Aluminiumplatten, Glas, Spiegel, Karton und Produktabfälle.

In den späten 70er Jahren begann Isler, sich für Gentechnologie zu interessieren. Sie bewegte sich zwischen Genforschung und Ethikdebatte. Gleichzeitig orientierte sich an den Debatten zur Gleichberechtigung und Gleichstellung von Mann und Frau in der Schweiz. Auch hier verwendete Isler Techniken und Materialien, mit denen sie frei experimentierte (Blei, Druck, Fotokopie).

Ab 1984 widmete sich Vera Isler ausschliesslich der Fotografie. Sie arbeitete hauptsächlich als Dokumentar- und Pressefotografin mit dem Schwerpunkt auf sozialen Themen. Auch als Porträt-fotografin machte sie sich einen Namen. Ihre Fotoserien wurden in nationalen und internationalen Zeitschriften und Büchern publiziert. Diese Aufträge und Publikationen gaben ihr die ersehnte finanzielle Absicherung.

Kuratiert von Isabel Balzer mit Yota Tsotra

Villa Renata
Socinstrasse 16
4051 Basel

www.villa-renata.ch
www.veraisler.com

Foto Flyer: Vera Isler, Oleg, Sibirien, 1990

Mit Unterstützung der Christoph Merian Stiftung, Swisslos-Fonds Baselland, Swisslos-Fonds, Basel-Stadt, Ernst Göhner Stiftung und Art-Nachlassstiftung Bern, Villa Renata, Verein Blaue Blume und Fotofachlabor Pascale Brügger

Ausstellung Fotos: Nici Jost


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