Das Gleiche nochmal anders
Vernissage: 4.4.25, 18-21 Uhr
Werkgespräch mit Daniela Minneboo, Anna Maria Balin, Valentin Hauri, Manuel Market: 13.4.25 ab 14 Uhr
Öffnungszeiten:
Fr 16-19 Uhr
Sam-Son 13-17 Uhr
Anna Maria Balint
Valentin Hauri
Manuel Market
Die Ausstellung mit dem von Samuel Becketts (1906 – 1989) Kunstbetrachtungen entliehenen Titel «Das Gleiche nochmal anders» präsentiert mit Valentin Hauri (1954, Zürich), Anna Maria Balint (1992, Basel) und Manuel Market (*1990, Basel) drei Künstler:innen unterschiedlicher Generationen, deren für die künstlerischen Tätigkeit essentiellem Prozess der Formfindung besondere Aufmerksamkeit gebührt. Zurückhaltend in der Farbgebung, finden sie auf diverse Art und Weise zur formalen Gestaltung ihrer malerischen, aber auch zeichnerischen und plastischen Werke, die sich wiederholen, variieren, abstrahieren und konsolidieren. Als Vorbilder dienen Werke anderer Kunstschaffender oder alltägliche Gegenstände und architektonische Elemente, die zu einer neuen, untereinander ähnlich scheinenden, feinen Formsprache führen und die sich zu einem generationenübergreifenden Dialog in den weitläufigen Räumlichkeiten der historischen Villa entfalten. Bei allen Unterschieden in Kontext und künstlerischer Referenz, verbindet die Kunstschaffenden eine zurückhaltende, suchende Geste, die im lauten und bunten Kunstbetrieb manchmal übersehen zu werden droht.
Der Findungsprozess im malerischen Werk von Valentin Hauri ist von einer selbst gesetzten Reglementierung in der Maltechnik begleitet, dem Anspruch des «premier coup» nämlich, sowie einer Reduktion auf fünf Bildformate im Verhältnis 10:9. Die Formsuche entwickelt sich anhand einer persönlichen Auseinandersetzung Künstler:innen, deren Werke Valentin Hauri im Sinne von Hommagen formal neu interpretiert. Sie sind also – auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag – niemals konkret, sondern ihrem Wesen nach abstrakt. In der Küche im Erdgeschoss präsentiert Hauri einen selten gezeigten Aspekt seines Werkes: Arbeiten auf Papier. Oberhalb der Fliesen reihen sich gerahmte Worte als Sehnsuchtsorte der Inspiration, eine mehrteilige Arbeit auf Papieren erzählt in Briefform von einem Campingausflug. Dabei scheint ihn nicht nur der literarische Gehalt zu interessieren, sie werden zu Typographien, mehr signifiant als siginifié.
Das Interesse an der Form ist bei Anna Maria Balint gerne auf Gebrauchsgegenstände gerichtet. Zeichnerisch, malerisch und skulptural untersucht die Künstlerin Alltagsobjekte und verändert sie zum Beispiel in serielle Elemente, die sich einer gesicherten Zuordnung entziehen. So erinnert ein Autochassis plötzlich an einen Tierschädel, und man sieht sich plötzlich mit Fragen der Designproduktion konfrontiert. Ihre Werke bleiben aber immer rätselhaft – ein mit durchsichtiger Folie bezogener Paravent, der mehr Durchblicke ermöglicht als verhindert; mit thermoplastischem Material bezogene Reliefs, die an eingeschweisste Gebrauchsverpackungen erinnern; grosse Papiere mit aquarellierten Formen, die einem medizinischen Bildgebungsverfahren entliehen sein könnten. Das Spiel von organischen mit anorganischen Formen öffnet ein Kaleidoskop von möglichen Interpretationen, das uns aber ähnlich einem Rorschach-Test doch wieder auf uns selbst zurückwirft.
Manuel Markets Bildwerk orientiert sich oft an architektonischen Objekten, und seinen Arbeiten – gerne pastos gewirkt und geschichtet – haftet eine seltsame Spannung zwischen brutalistischer Geste und zarter Linie an. Diese Malerei untersucht die Zugänglichkeit und Organisation von Räumen, Plätzen und Städten – wer sie betritt, wer ausgeschlossen bleibt und wie Dinge in ihnen angeeignet, verschoben oder verborgen werden. Auf den Bildträgern können sich reliefartige Acrylfarbe, Bleistiftlinie und Klebeband begegnen, was mit einer speziellen haptischen Präsenz einhergeht. Den Arbeiten wohnt gleichzeitig eine Zurückhaltung inne, das Suchende in seiner Geste, die scheinbar mehrfach aufgetragenen Materialien – all das lässt den Titel der Ausstellung «Das Gleiche nochmal anders» anklingen, bei dem das Überarbeiten, Scheitern, Erneuern als genuine Elemente des künstlerischen Prozesses verstanden werden.
Daniela Minneboo
Franziska Stern-Preisig